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Es war einmal eine kleine Hexe, die war erst einhundertsiebenundzwanzig Jahre alt, und das ist für eine Hexe ja noch gar kein Alter. So beginnt ein weltweit berühmter Klassiker, der von Generation zu Generation weitergereicht wird: Die kleine Hexe.
Man kann gar nicht anders, als mitzufiebern und nicht selten erleichtert aufzuseufzen, so sehr fesseln die Abenteuer der gutherzigen kleinen Hexe. Was wäre sie nur ohne ihren Freund und Aufpasser, den sprechenden Raben Abraxas? Aus jeder Patsche — die nie lange auf sich warten lässt — hilft er ihr. Die böse Hexe Rumpumpel wartet ja nur darauf, der ärmsten eins auszuwischen, um zu verhindern, dass die kleine Hexe zu den Großen gehört. Dabei ist das doch ihr sehnlichster Wunsch! Wie schön wäre es, einmal die Walpurgisnacht mit den anderen Hexen auf dem Blocksberg zu feiern! Doch bis dahin muss sie sich noch fleißig im Hexen — und in Geduld — üben. Wieso also nicht derweil Gutes bewirken und den Hilflosen mit ein klein wenig Hexerei zur Seite stehen, den schlechten Menschen einen Streich spielen? Bald hält die kleine Hexe alten Holzweibern den gemeinen Revierförster vom Leibe, bald hext sie dem vor Kälte schlotternden Maronenverkäufer ein bisschen Wärme herbei. Auch der schüchternen Papierblumenverkäuferin müsste wirklich einer helfen
Etwa 50 Jahre ist es her, dass diese Geschichte mit den einprägsamen Zeichnungen Winnie Gebhardt-Gaylers zum ersten Mal Kinderherzen eroberte. Und immer noch verzaubert Otfried Preußler mit seinen liebenswerten Charakteren, die er in einer wundervollen Sprache zum Leben erweckt, Groß und Klein ab 6 Jahren. Während heutige Kinderbücher meist austauschbar sind und kommen und gehen (einmal abgesehen von einigen Werken von Cornelia Funke, Paul Maar oder von Harry Potter), kann man mit Fug und Recht behaupten: Otfried Preußlers Die kleine Hexe bleibt! –Fenja Wambold
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Otfried Preußler wurde am 20. Oktober 1923 im nordböhmischen Reichenberg geboren. Nach dem Krieg und fünf Jahren in sowjetischer Gefangenschaft, kam er 1949 nach Oberbayern. Bevor er sich ganz der Schriftstellerei zuwandte, arbeitete er als Lehrer an einer Volksschule. “Der kleine Wassermann”, sein erstes Kinderbuch, wurde 1956 veröffentlicht. Otfried Preußler hat über 35 Bücher geschrieben, die in mehr als 50 Sprachen übersetzt wurden und für die er viele Auszeichnungen erhalten hat. Die weltweite Gesamtauflage seiner Bücher beträgt rund 50 Millionen Exemplare. Otfried Preußler starb am 18. Februar 2013.
Winnie Gebhardt wurde 1929 in Stuttgart geboren. Schon in ihrer Schulzeit zeichnete sie oft zum jeweiligen Thema an den Rand ihrer Schulhefte. Als der Krieg begann, war sie zehn Jahre alt. Mit 16 Jahren, die Schulen waren seit mehr als einem Jahr geschlossen, stand sie in den Ruinen Stuttgarts – an Ausbildung war vorerst nicht zu denken. Nach Ende des Krieges und der Nachkriegszeit machte sie ihr Abitur nach. Später bewarb sie sich an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und wurde aufgenommen. Sie studierte fünf Jahre Graphik, Malerei und Lithographie. Der Zufall verschaffte ihr die ersten Aufträge als Illustratorin: Über Bekannte lernte die frisch gebackene Studienabgängerin Lotte Weitbrecht kennen, die bald Michael Ende entdecken würde. „‘Fräulein Weitbrecht‘, wie man damals noch sagte, zeigte mir das eben eingetroffene Manuskript vom Wassermann und bat mich um Probezeichnungen und einen Umschlagentwurf.“ Wenig später illustrierte Winnie Gebhardt auch „Die kleine Hexe“ und schuf eine charakteristische Umschlaggestaltung, an der der Verlag seither nichts verändert hat. Sie illustrierte viele weitere erzählende Kinderbücher für den Thienemann Verlag, schuf sich aber auch bei Schulbuch-Verlagen einen Namen, bei denen sie Fibeln gestaltete. Neben ihrer Tätigkeit als Illustratorin entwarf sie für ein englisches Lebensmittel-Unternehmen Plakate für Pudding und Marmelade. Später arbeitete sie regelmäßig für eine Kinderzeitschrift, mitunter entwarf sie Spiele. Winnie Gebhardt starb am 27. August 2014 im Alter von 85 Jahren.